‘Flexibilität bringt Geld’ – SAP-Personalchef Casa Younosi
Der Softwarekonzern hat angekündigt, ab Anfang nächsten Jahres PartnerInnen ab Geburt Ihres Kindes sechs Wochen bezahlt freizustellen. Damit geht der Software-Riese einen Schritt weiter, als es die Koalitionsparteien aus SPD, Grünen und FDP im Koalitionsvertrag festgehalten haben. Der ‘Vaterschaftsurlaub’, die ‘Väterzeit’ oder die ‘Familienstartzeit’, wie Bundesfamilienministerin Lisa Paus es Anfang September nannte, soll eine zweiwöchige bezahlte Auszeit für PartnerInnen nach Geburt des Kindes einführen. Geplant ist die Einführung für das kommende Jahr.
Wieso geht SAP also bereits jetzt diesen Schritt? Die Antwort ist einfach – weil es sich auszahlt. Konzernsprecher Reinhardt: “Wenn die Belegschaft um ein Prozent zufriedener ist als im Jahr zuvor, dann mache sich das beim Konzerngewinn um mindestens 50 Millionen Euro bemerkbar.“
Eine Studie aus 2019 (dpa) untermalt die Zufriedenheit in der Belegschaft – „Die Rückkehrquote nach der Elternzeit beträgt nach eigenen Angaben 100 Prozent, die jährliche Fluktuationsrate hierzulande liegt bei 1,3 Prozent, die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit bei 14 Jahren. Und ziemlich gesund sind die SAP-Mitarbeiter auch: Nur 3,7 Tage fällt im Schnitt ein Beschäftigter krankheitsbedingt aus. Bundesweit und über alle Branchen hinweg sind es dreimal so viele.“ (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/warum-sap-jetzt-vater-starker-fordert-4127584.html)
Das Beispiel SAP zeigt also, dass sich Investitionen in Vereinbarkeit von Familie und Beruf auszahlen. Aktuell ist SAP beim Thema ‘Familienstartzeit’ im DAX-Vergleich alleiniger Vorreiter – allerdings ist davon auszugehen, dass zeitnah auch andere Konzerne mitziehen werden, da der Druck auf ArbeitgeberInnen in Zeiten des Fachkräftemangels wächst.
Klar ist allerdings auch, dass DAX-notierte Konzerte einen größeren finanziellen Spielraum haben als kleine- und mittelständische Unternehmen. Das Argument des fehlenden finanziellen Spielraums darf allerdings nicht missbraucht werden, um gegen Flexibilität und Vereinbarkeit zu argumentieren. Vielmehr muss es das Ziel sein, die richtigen Instrumente zur Steigerung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu identifizieren und folgend umzusetzen. Diese sind oft schnell und unbürokratisch umsetzbar – meist günstiger als angenommen wird. Mittel- und langfristig zahlen sich diese Maßnahmen ohnehin aus, wie Studien einvernehmlich erfassen.